Der Name „Tillyschanze“ rührt von der Belagerung und Erstürmung der Stadt Hann. Münden im Dreißigjährigen Krieg her. Angeblich soll der Feldherr der Katholischen Liga, Johann Tserclaes Graf von Tilly, 1626 unterhalb des mehr als 300 Jahre später errichteten Turmes seine Kanonen aufgestellt haben, mit denen eine Bresche in die Stadtmauer geschossen wurde, woraufhin die Stadt gestürmt wurde. Bei dem Gemetzel sollen mehr als 2260 Menschen ums Leben gekommen sein; die Toten wurden zum größten Teil auf die Werrabrücke gekarrt und von dort in den Fluss geworfen. Der Angriff durch Tillys Truppen auf die Stadt Münden war einer der denkwürdigsten und mit Abstand der blutigste in der Geschichte der Dreiflüssestadt:
„(…) lange leiden mussten, bis sie ihren Geist aufgaben, sich quälen mussten, etliche wurden in heißes Wasser geworfen und verbrüht, etliche von den Turmzinnen oder anderen hohen Stellen lebendig hinter gestürzt, etlichen Schwarzpulver angehängt und damit gemartert, etliche gefesselt und gegen das Feuer gehalten, manche mit Stricken um den Kopf erdrosselt, manche gehenkt, manchen die Augen ausgestochen, kranke und schwache Leute wurden in ihren Betten umgebracht, manche kleinen Kinder aufgespießt und in der Höhe zappeln lassen … die toten Körper in den Gassen waren zum Teil entblößt, darunter wurde auch eine schwangere Frau gesehen, die zwar tot war, aber das Kind, das nur halb geboren war, regte sich noch, etlichen dicken Menschen schnitt man das Fett und Riemen aus ihrer Haut, etliche Soldaten setzten sich auf die Leichen und prosteten den anderen zu (…)“
(Übersetzung eines überlieferten Augenzeugenberichtes ins Hochdeutsche)
Im folgenden erfahren Sie mehr zur Person Graf Tillys und auch etwas über die Hintergründe des Dreißigjährigen Krieges:
Graf Johann Tserclaes von Tilly
1559 – 1632
Graf Johann Tserclaes von Tilly war ein spanischer, später kaiserlicher Feldherr. Er wurde im Februar 1559 auf Schloss Tilly (Belgien) geboren und starb am 30.04.1632 in Ingolstadt (Deutschland).
1610 trat er an die Spitze der Katholischen Liga, siegte 1620 am Weißen Berg bei Prag und 1622 über die Dänen bei Lutter am Barenberge; 1630 als kaiserlicher Generalissimus, belagerte und eroberte er 1631 Magdeburg; und wurde schließlich von Gustav II Adolf von Schweden am 17.09.1631 bei Breitenfeld (Sachsen-Anhalt) und am 15.04.1632 bei Rain am Lech besiegt und in der Schlacht schwer verwundet. Der Überlieferung nach erlitt er eine Schußverletzung am rechten Oberschenkel, an deren Folgen er am 30.04.1632 in Ingolstadt verstarb.
Mit ihm verschied ein Veteran, der 50 Jahre seines Lebens nahezu ununterbrochen im Felde verbracht hatte.
Dutzende Male hatte er dem Tod ins Auge gesehen und sich dabei im Kampfe zahlreiche Narben und Blessuren zugezogen. Sein Mut und seine physische und moralische Unerschrockenheit waren bei seinen Soldaten legendär. Daraus erwuchs ihm eine unzweifelhafte Autorität; denn er beeindruckte weder durch sein Auftreten noch durch seinen Wuchs – er war nur mittelgroß -, und er war auch keine anziehende Persönlichkeit. Seine Gesichtszüge waren nicht schön, seine Ausdrucksweise streng und grob. Sein Lebensstil war nüchtern und zurückgezogen, entblößt von jeglichem Sinn für Luxus oder Repräsentation. Jenen, die ihm vorwarfen, er sei schlecht gekleidet, antwortete er, er ziehe sich nach seiner Mode an und nicht nach der der anderen. Uneigennützig verschmähte er Belohnungen, die ihm seine Kriegsherrn zuwendeten. Bei seinem Tod hinterließ er kein Vermögen von Bedeutung.
Er war nicht verheiratet und hatte keine Nachkommen. Bei den anderen Militärs galt Tilly als erfahrener und listenreicher, aber grausamer Feldherr, der über großes Organisationstalent verfügte und seine Unternehmungen methodisch vorbereitete.
In den 20 Jahren im Dienste der katholischen Liga heftete er 36 Siege an seine Fahnen, erlitt aber auch schwere Niederlagen. Dieser Mann bewies einen ganz bemerkenswerten Eifer in der Verteidigung des Katholizismus, einer Religion, der er völlig und mit Überzeugung anhing, getreu seiner bei den Jesuiten erhaltenen Erziehung.
Geboren wurde Johann Tserclaes, Herr von Tilly, im Februar 1559 wahrscheinlich in Brüssel als zweiter Sohn des Martin Tserclaes und seiner Gattin Dorothea von Schierstaedt. Es wird behauptet, er spielte während seiner Studienjahre mit dem Gedanken, der Gesellschaft Jesu beizutreten; unbestritten sind seine Beziehungen zu dieser Vereinigung. Tatsächlich hat sich aber Tilly – seinem älteren Bruder Jakob folgend – schon in sehr jungen Jahren für das Waffenhandwerk entschieden.
Er trat zunächst in die Dienste von Alexander Farnèse im Regiment Octavio von Mansfeld; eine harte Schule unter fähigen Kommandeuren. Die Zerstörung der von den Protestanten gehaltenen Stadt Magdeburg war eine der bedeutendsten militärischen Unternehmungen Tillys, wurde aber auch zur verhängnisvollsten Episode seiner Feldzüge.
Der Eroberung Magdeburgs am 20. Mai 1631 folgten nicht nur die Plünderung und völlige Brandschatzung der Stadt, sondern auch schreckliche Greueltaten gegen die Garnison und die Bevölkerung.
Die gänzlich aus der Kontrolle ihres Generals Pappenheim geratenen kroatischen und wallonischen Truppenteile taten sich dabei besonders hervor.
Tilly gelang es als Augenzeuge der Untaten zwar dank seiner persönlichen Autorität das Massaker zu beenden, die Ausschreitungen waren aber so grauenvoll (2.000 Soldaten wurden umgebracht, tausende von Einwohnern in die Elbe geworfen), dass die Zerstörung Magdeburgs das Bild und das Ansehen des Heerführers der Nachwelt gegenüber sehr verdunkelt hat. Nach seinem Tod 1632 in Ingolstadt wurde der Feldmarschall vorübergehend in der dortigen Jesuitenkirche bestattet.
1652 wurde seine sterbliche Hülle nach Altötting überführt.
(Text: K. Scheffel, 2003, aktualisiert 2016)
Der 30-jährige Krieg
1618 – 1648
Dreißigjähriger Krieg, 1618 – 1648, ein Religions-, Stände- und Staatenkonflikt, der in Deutschland und Böhmen ausgetragen wurde. Österreichs Gebiete waren 1618 – 1620, 1645/46 und 1647 betroffen. Der Gegensatz zwischen protestantischer Union und katholischer Liga seit 1608/09 war eine der Ursachen, der Aufstand der böhmischen Stände gegen die Habsburger der Anlaß. Man unterscheidet 4 Perioden:.
a) Böhmisch-pfälzischer Krieg 1618 – 1623:
Am 23.05.1618 warfen protestantische Ständemitglieder Böhmens zwei königliche Statthalter und einen Schreiber aus den Fenstern der Prager Burg und begannen im Herbst einen Feldzug gegen Österreich, den sie im nächsten Jahr wiederholten. Nach dem Tod von Kaiser Matthias am 20.03.1619 war Erzherzog Ferdinand von Steiermark, seit 1617 auch König von Böhmen, dessen Nachfolger. Ein Teil der evangelischen Stände von Oberösterreich und Niederösterreich schlossen sich den böhmischen Ständen an, obwohl diese Ferdinand II. absetzten und im August 1619 Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz zum neuen König wählten. Mit Hilfe der katholischen Liga siegten Ferdinands Truppen am 08.11.1620 am Weißen Berg vor Prag, damit wurde der Aufstand niedergeworfen. Auch die aus Siebenbürgen vorgedrungenen Truppen Bethlen Gábors konnten abgewehrt werden. Die Folge waren drastische Strafen, eine großangelegte Enteignung in Böhmen, Mähren und teilweise auch in Österreich , die Vergabe großer Besitzungen an kaisertreue Hochadelige, die Fortsetzung der Gegenreformation sowie die Einführung des Absolutismus.
b) Niedersächsisch-dänischer Krieg 1625 – 1629:
Nachdem das Heer der Liga unter J. T. Graf Tilly die Pfalz verheert hatte und deren Kurwürde 1623 an Bayern übertragen worden war, drang dieses und ein in kaiserlichen Diensten stehendes Söldnerheer unter A. von Wallenstein nach Norddeutschland vor, worauf der Dänenkönig Christian IV. in den Krieg eingriff. Nach Niederlagen musste sich Dänemark im Frieden von Lübeck am 12.05.1629 zur Neutralität gegenüber den Vorgängen im Reich verpflichten. Nach dem Restitutionsedikt vom 06.03.1629 sollten die Protestanten alle seit 1552 angeeigneten geistlichen Güter zurückgeben. Die Kurfürsten erzwangen 1630 die Entlassung Wallensteins durch Ferdinand II.
c) Schwedischer Krieg 1630 – 1635:
Um die kaiserliche Macht an der Ostsee zu brechen, landete König Gustav II. Adolf von Schweden 1630 in Norddeutschland, drang 1632 bis Augsburg und München vor und bedrohte die habsburgischen Länder. Nun erhielt Wallenstein neuerlich das Kommando über ein kaiserliches Heer. Er drängte die Schweden zurück, in der Schlacht bei Lützen fiel Gustav Adolf am 16.11.1632, doch wurde Wallenstein nach Verhandlungen mit den Feinden über Befehl des Kaisers am 25.02.1634 in Eger (Cheb, Tschechische Republik) ermordet. Nach dem Sieg der Kaiserlichen und Spanier bei Nördlingen am 06.09.1634 wurde am 30.05.1635 in Prag Frieden geschlossen, der Kaiser verzichtete dabei auf das Restitutionsedikt.
d) Schwedisch-französischer Krieg 1635 – 1648:
In dieser Phase stand die Staatsräson über den konfessionellen Belangen, doch konnte keine Seite die Oberhand gewinnen. In den Jahren 1645/46 drangen die Schweden in das nördliche Niederösterreich bis in die Nähe von Wien vor, auch ein Teil von Vorarlberg wurde 1647 besetzt. Der Krieg endete in Böhmen, wo er begonnen hatte. Am 24.10.1648 schloss Ferdinand III. zu Münster mit Frankreich und in Osnabrück mit Schweden den Westfälischen Frieden.
Für die habsburgischen Länder südlich der Donau brachte der Krieg keine Verluste, sondern sogar wirtschaftliche Gewinne. Die Habsburger konzentrierten sich in der Folge auf die Entwicklung ihrer Länder, brachten die Gegenreformation zum Abschluss und legten die Grundlage für den Aufschwung des Barockzeitalters.
(Text: K. Scheffel, 2003, Quellen: G. Schormann, Der Dreißigjährige Krieg, 1985; K. Gutkas, Niederösterreich im Dreißigjährigen Krieg, 1987.)